Donnerstag, 11. Juli 2013

Onoto - Anzoategui 03.07.- 07.07.2013

Aktualisiert: 12.07.2013

Schon lange wollte ich eine Freundin besuchen, die zwischen Maturín, San Felix und Onoto pendelt. Sie lud mich schließlich nach Onoto (Bundesland Anzoategui) ein, zu einer Hochzeit einer Nichte. In Venezuela gibt es mehrere Orte die Onoto heißen. Humboldt berichtet z.B. von einem Onoto zwischen Maracay und Tumero.

Hinfahrt

Ich fuhr von Valencia mit "Rodovias" nach Puerto Piritú. Es war wieder eine Busfahrt über Nacht, nicht so sehr bequem (147,40 BsF). Im Internet fand ich keine Angaben darüber das diese Buslinie überhaupt nach Puerto Piritú fährt, aber direkt im Terminal angekommen konnte ich diesen Transport buchen. Man kann 15 Tage vor dem Abreisetermin buchen, 30kg Gepäck (1 Stück) mitnehmen. Der Ticketschalter ist von 5:30 am Morgen bis 9:30 am Abend geöffnet. Die Busse sind nicht ganz so modern wie diejenigen von Aeroejecutivo Express und es wurde kein Film gezeigt.

Terminal Valencia Rodovia

Man ließ mich aber nicht am Terminal von Puerto Piritú aussteigen, sondern an einer Kreuzung, die Tejar heißt. Von dort fahren die "Collectivos" oder "Carritos" nach Onoto. Da ich aber um vier Uhr morgends dort ankam, ließ ich mich zunächst bis zum Busterminal von Puerto Piritú fahren (Taxi; 30 BsF.). Dort gibt es eine Toilette und es ist etwas sicherer. Als ich um ca. sechs Uhr wieder zur Kreuzung Tejar fahren wollte, waren die Taxifahrer am Busterminal sehr unwillig. Sie boten mir an mich mit ihrem Taxi nach Onoto zu bringen und lehnten es ab die kurze Strecke nach Tejar zu fahren. So bin ich bis zur nächsten Straße gelaufen und habe mir dort ein Taxi nach Tejar gesucht (20 BsF.) Dort angekommen, dauerte es noch eine Weile, bis der dortige Fahrer des "Collectivos" alle Passagiere Richtung Onoto beisammen hatten (Tejar nach Onoto 40 BsF).

Gegenüber der Abfahrtstelle gab es einen kleinen Laden aus Holz. Mir gefiel der Spruch, der dort angebracht war: "Coco frío - Sin coco no hay paraíso" = "Kalte Kokosnuss - ohne Kokosnuss gibt es kein Paradies".



Wir fuhren los. Die Strecke hatte Abschnitte wo die Straße gerade frisch repariert war, aber die restlichen 80% der Strecke waren mit Löchern in der Größe von Kratern versehen. Das führte dazu, dass der Fahrer im Zickzack alle Löcher umfuhr. Der Gegenverkehr machte das genauso. Die Fahrer sind das allerdings gewöhnt und so schonten sie die Autos so gut es ging. Die Fahrt dauerte ca. 2 Stunden bis wir in Onoto ankamen.

Meine Freundin hatte mir per SMS die genaue Adresse angegeben, aber der Fahrer fuhr irgendwie Richtung links und nochmal rechts, links, ohne genau zu wissen wohin er fährt. Schlussendlich ließ er mich an einem riesigen Wassertank raus; ich fragte noch, ob das jetzt die Haltestelle sei und er meinte nur ich solle doch die nächsten Passanten fragen, gab mir mein Gepäck, drehte den Wagen und fuhr weg.

Ankunft

Die Frau, die mir mit ihren beiden Mädchen gleich beim Aussteigen entgegenkam und die ich fragte, ob das die Haltestelle sei, fragte nur, ob ich nicht die deutsche Freundin sei auf die meine Freundin wartete. Als ich bejahte, griff sie einen der Koffer und meinte man hätte mich am anderen Ende des Dorfes gebracht, aber sie wäre gerade auf dem Weg zum Haus meiner Freundin. So liefen wir einen Kilometer quer durch das Dorf bis zum Haus meiner Freundin und freuten uns darüber, das der Zufall das Problem sogleich gelöst hatte.

Meine Freundin hatte mich gebeten meine Hängematte mitzubringen. Das Haus wurde mit jeder Stunde voller, weitere Gäste kamen an. Es gab nur eine Klimaanlage in einem kleinen Raum, so schliefen die meisten in der "Chinchorro". Die "Chinchorro" ist so etwas wie eine Hängematte, wird aber mit ca. 1cm Schlaufen wie ein Fischernetz geknüpft. Sie ist kühler als eine Hängematte, die aus einem fest gewebten Stoff besteht. Gewaschen haben wir uns draußen, das Wasser kam zwar recht regelmäßig, aber mit wenig Druck, so dass große Fässer gefüllt wurden, aus dem man das Wasser zum Abwaschen, Duschen und für die Toilette schöpfte.

Hochzeitsvorbereitungen

Am nächsten Tag sollte das Rind geschlachtet werden. Wir sind dann aber doch zu spät gekommen um noch viel davon zu sehen. Ein Schlachter und die Frau des Hauses waren beim Zerkleinern schon sehr weit gekommen. Das Rind wird an ein Gestänge gehängt, die Haus wird abgezogen, die Innereien entfernt und dann wird langsam das Fleisch abgeschnitten.

Gestänge zum Schlachten


Es wurde nebenbei gleich ein Feuer entzündet auf dem das erste Fleisch gegrillt wurde. Es ist sehr lecker und wird mit Casabe gereicht.

 

Gegrilltes Rindfleisch mit Casabe

offenes Feuer

Casabe wird aus frischer, geraspelter Yucca (Manihot esculenta) hergestellt und ist insbesondere im Osten Venezuelas verbreitet. Es hat nicht viel Eigengeschmack, aber Soßen und Suppen lassen sich gut damit aufsaugen.

Bäume in Onoto

Im Hof standen ein großer Schatten spendender Katappenbaum (Terminalia catappa), auf Spanisch "Almendrón". Die Nüsse soll man essen können.


Schattenspendender Terminalia catappa
Früchte, noch grün, des Katappenbaums

Auch ein Stachelbeerbaum (Phyllanthus acidus), auf Spanisch "Grosella", der gerade Früchte trug stand in der anderen Ecke. Diese Früchte schmecken etwas sauer und das Fruchtfleisch erinnert etwas an einen harten Apfel.


 


Grosella-Frucht

Kunsthandwerk

Auf dem Rückweg trafen wir einen Mann, der selbst hergestelltes Kunsthandwerk verkaufte. Nach einigem Reden hat er mir dann aber das gelbe Boot geschenkt.


Kunsthandwerk Onoto

Plaza Bolivar in Onoto 

Am nächsten Tag sind wir an der Plaza Bolivar in Onoto vorbeigekommen. Dort steht die Kirche von Onoto. Die Plaza ist mit Marmor ausgelegt und die Gartenanlage ist sehr gepflegt.

Plaza Bolivar, Onoto mit Brunnen

Statue von Simon Bolivar in Onoto

Plaza Bolivar in Onoto mit Marmorboden

Marmorboden in Onoto

Ruhebank, Plaza Bolivar, Onoto, Anzoategui

In den Grünanlagen der Plaza finden sich drei große, runde Kugeln aus Stein. Diese Kugeln wurden beim Bau eines Staudamms gefunden. Wie sie so rund werden konnten ist unbekannt. Aus ersten Forschungen leitet man ab, das sie von Menschen so geformt wurden.

Große Kugel, Onoto

Innen hat die Kirche sehr viele religiöse Statuen und einige Gemälde. Zentral am Altar steht eine Figur des St. Andrés mit einem Fischernetz. Die Wände, Decken und Säulen sind mit Holz verkleidet, die großen Türen sind auch aus Holz. Als eine der wenigen Kirchen besitzt sie noch einen klassischen Beichtstuhl.

Kirche in Onoto

In der Nähe steht das kleine Gebäude der Gemeindeverwaltung. Die wurde jedoch von protestierenden Schülern abgebrannt.
Der Ort ist sehr ruhig, die Häuser gepflegt. Jedoch gibt es nur Mototaxis, d.h. Motorräder als Taxis.
Erstaunlicherweise hat es sehr viele Familien aus Mariara nach Onoto verschlagen.

Apotheke in Onoto

Der Ort hat an die 15.000 Einwohner, die Venezolaner nennen ihn dennoch ein Dorf. Gegründet wurde Onoto 1748. Gearbeitet wird heute hauptsächlich in der Landwirtschaft und Viehzucht. Viele Einwohner arbeiten in Puerto La Cruz oder Barcelona, haben aber noch ihr Haus in Onoto. Onoto gilt als Eingangstor zu den Llanos.

Transport von Milchkannen


Sancocho

Mittags wurden einige Kilos des Fleisches vom am Vortag geschlachteten Rind für ein "Sancocho" kleingeschnitten. Das war etwas schwierig, weil es über Nacht eingefroren wurde und wir mit riesigen, aber stumpfen Messern an dem Eisblock versuchten Fleisch von Sehnen und Knorpeln zu unterscheiden und abzuschneiden. "Sancocho" wird in Südamerika überall mit unterschiedlichem Fleisch oder Fisch zubereitet. Aber immer in großen Töpfen unter freiem Himmel, meist auf Holzfeuern.

Im Frucht- und Gemüseladen wird auch mal ein Schwein verkauft

Man kauft im Ort eine "Variation an Gemüse" und bekommt Ñame (Dioscorea sp.), Kürbis (Curcubita sp.), Yucca (Manihot esculenta) und eine Art Kochbanane, die "Topochos" (Musa paradisiaca) heißen. Beim Schälen dieser kleinen, sehr festen und grünen Kochbanane bleiben die Hände schwarz und diese Flecken sind schwer zu entfernen. Zwiebeln, und Ají (kleine, aromatische, Paprika-Art), Kartoffeln wurden hinzugefügt, einige Suppenwürfel dazu. Die Suppe wurde im Freien mit Holzfeuer lange in einem großen Topf gekocht.

Sancocho

mit Limonensaft gewürzt
Bei einem dieser Suppen erzählten man sich Geschichten über Papageien, die in der Nachbarschaft leben. Es gab einige, die jeden Morgen um 6 Uhr die Nationalhymne sehr laut sangen. Sie hatten das wohl aus dem Radio gehört.
Andere Papageien antworteten in der Stimme der Hausherrin wenn Besucher am Tor riefen: "Hallo Ana!". Sie riefen: "Ich komme gleich", auch wenn niemand zu Hause war.

Hochzeit

Am Abend sind wir dann zu der Hochzeit gegangen. Sie fand in einem sehr großen, überdachten Festsaal statt. Die Seiten waren offen und eine kühle Briese wehte beständig. Es war eine zivile Hochzeit, die Standesbeamtin und der Bürgermeister waren bei der Vertragsunterzeichnung anwesend.


geschmückter Festsaal


Tisch mit den Häppchen

 
Traditionen wie Brautübergabe, Tanz der Brautleute, Anstoßen auf die Braut, Brautstrauß werfen und Strumpfhalter mit dem Mund vom Bein ziehen gab es hier auch. Die Torte wird jedoch erst am nächsten Tag angeschnitten und an die Gäste verteilt.
Im hinteren Bereich des Festgeländes war ein Grill auf gebaut auf dem das Fleisch des am Tag zuvor geschlachtete Rindes gegrillt und zerkleinert wurde. Es gab einen Tisch mit einigen Häppchen und regelmäßig wurde verschiedene kleine Gerichte an den Tisch gebracht.





Getanzt wurde sehr ausgiebig zu allen Rhythmen. Eine Gruppe mit vier Sängern spielte bis Nachts um 3 Uhr und danach stellte jemand sein Auto mit mehreren, großen, eingebauten Lautsprechern in die Nähe der Tanzfläche und es ging mit Musik aus dem Autoradio weiter. Die Gruppe war aus Onoto und eine der Sängerinnen war mit der Braut verwandt. Zusätzlich spielte zwischendurch eine Samba-Gruppe aus Onoto, die waren so gut wie ich es noch nie zuvor gehört hatte. Mit Handzeichen und Mimik sprachen sie sich während des Spielens ab.





Um 12 Uhr nachts gibt es in Venezuela die sogenannte "Hora Loca", die verrückte Stunde. Es werden Masken, Hüte, Pfeifen, Hawaiketten und Tröten verteilt und jeder darf sich eine Stunde lang so ausleben wie er möchte. Die "Hora Loca" wird auch bei Geburtstagen oder anderen Festen in Venezuela veranstaltet. Es ist aber eine relativ neue Tradition, ich kenne sie erst seit den letzten 10 Jahren.

Am nächsten Tag wurde im Haus eine leichte Suppe zubereitet um die Körper der Gäste nach ausgedehntem Tanzen und Trinken wieder zum Leben zu erwecken.

Arepas aus Mais

Wir gingen auch zwei Ecken weiter zu einer Nachbarin, die selbst hergestellte Arepas aus Mais machte. Es wird dazu der trockene Mais zunächst 1,5 Stunden in Wasser gekocht, durch den Wolf gedreht und die Masse gut durchgeknetet.


Teig und geformte Arepas aus Mais

  
Nach dem Formen der Arepas, wurden sie auf dem Grill fertig gebacken. Im Gegensatz zu dem vorgekochten und dann getrocknetem Maismehl "Harina Pan" haben diese Arepas aus Mais noch Stücke der Maisschale in der Masse. Sie waren außerordentlich weich und sehr lecker.



Arepas auf dem Grill
 
 
Sehr lecker mit Käse und "Suero", frische, etwas angesäuerte, dicke Milch.

Rückfahrt

Für die Rückfahrt hat und die Schwester meiner Freundin "Rosquillas" gemacht. Dazu wird Harina Pan mit Wasser zu einem gleichmäßigen Teig verknetet, wie er für die herkömmlichen Arepas gemacht wird. Es werden aber einig Bananen und geriebener Käse (in Venezuela gibt es viele verschiedene Sorten von Käse, die fast alle dem Feta-Käse ähnlich sind; sie sind zu 90% weiß) mit in diese Masse geknetet. Danach werden kleine Teigrollen geformt, die jeweils zu einem ovalen Ring verbunden werden. Das Ganze wird in Öl frittiert. Sehr lecker.

Am nachfolgendem Tag der Hochzeit, abends sind wir zunächst mit dem Taxi nach Zaraza gefahren und von dort mit dem Nachtbus (175BsF.) nach Maracay. Die Karten hatte jemand vormittags in Zaraza besorgt (benötigt wurde die Ausweise, Pässe). Der Bus war voll besetzt (ein Sonntag nachdem der Freitag ein Feiertag in Venezuela war; Unabhängigkeitstag) und wir hatten Glück Plätze zu bekommen. Eine sehr dicke Frau bekam nur noch einen Notsitz. Sie war so breit, dass ihre Schenkel bis auf meinen Sitz reichten, ich darunter den Griff suchen musste, um meine Lehne nach hinten zu kippe, sie fuhr aber nur bis Valle de Pascua. Die Fahrt ging von Zaraza über Tucupido, Valle de Pascua, San Juan de los Morros nach Maracay. Die Busgesellschaft hieß irgendwie "Zaraza Centro" oder so ähnlich.

In Maracay kamen wir um 3 Uhr nachts an und warteten bis um 5 Uhr um ein sicheres Taxi zu bekommen. Die Wartehalle im Terminal in Maracay ist nachts sehr sicher, man kann sie bis morgens um sechs nur von den Bussen aus betreten (der Bereich ist abgeschirmt), jedoch nicht vom restlichen Teil des Terminals. Wenn man einmal diesen Warteraum verlassen hat, kann man nicht wieder zurück. Erst ab sechs Uhr wird der Haupteingang für Abreisende geöffnet. Der Taxifahrer ließ sich aber jeden Abstecher, den wir benötigten um alle Insassen jeweils in ihrer Straße in Mariara abzuladen, extra mit 30 BsF Aufschlag bezahlen.

Einige Hinweise zur Historie von Onoto
http://coranztur.com.ve/municipios/cajigal/info.htm  [es]

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