Mittwoch, 4. April 2012

Roraima (4/8) 18.03.2012

Aktualisiert: 22.04.2012
Campamento Base -> Plateau Roraima (1870m – 2700m; 2,5 km)
Roraima vom Campamento Base aus gesehen
Roraima vom Campamento Base gesehen
Christof ist wieder als erster losgezogen und wir sahen ihn schon nach kurzer Zeit weit oben im Hang (insgesamt hat er nur 2,5 Stunden nach oben gebraucht, obwohl 4 Stunden angesetzt waren). Danach ist Rubén losgegangen.


Christof mit ausgebreiteten Armen, aber kaum zu erkennen
Diesmal hatten wir wie versprochen ein Brot mit Schinken und Tomate mit, ich hatte noch einige Bonbons gebunkert, Wasser findet man auf dieser Strecke an vielen Stellen.

Auf diesen Teil des Weges habe ich mich besonders gefreut, durch das dichte Grün zu wandern. Ok, die Höhe hat mich eingeschüchtert, aber zumindest gab es auf diesem Wegstück keineZancudos“ (Diptera, Culicidae = Stechmücken), keine „Purri-Purris“ (Diptera, Simuliidae = Kriebelmücken) und keine „Jejenes“ (Diptera, Simiuliidae; etwas kleiner als Purri-Purris). Kalt war es auch nicht, sehr angenehm kühl. 

Grob beschrieben musste man an diesem Tag einmal bis zur Wand, dann nach oben und wieder ein wenig nach unten und das dann das Ganze nochmal, dann beim letzten Anstieg war man dann auch oben. 
Aufstieg bis zur Wand, dann den grünen Bereich bis nach oben
Übrigens ist das kleine, hohe Zelt das WC.
Ja und dann gleich ein rutschiger, steiler, anstrengender Aufstieg, lehmiger Boden, der noch relativ trocken war. Ich habe ihn den Affenaufstieg getauft weil man mit allen Vieren im Hang hängt. Bei Regen muss das ziemlich schmierig und glitschig werden.

Auf dem Weg gab es immer wieder Aussichtspunkte, wie hier der Kukenán mit einem Regenbogen.

Sicht auf den Kukenán mit Regenbogen

Und dann sah ich schon die ersten Pflanzen:

Bocchinia tatei (Bromeliaceae)
Brocchinia tatei
Brocchinia tatei

Brocchinia tatei

Weitere Informationen über Brocchinia tatei habe ich nicht gefunden.

Epidendrum secundum (Orchideaceae) Diese Orchidee ist nicht so selten, sie kommt auch in Bergwäldern auch in Trinidad und Tobago, Kolumbien, Guayana, Peru, Puerto Rico und Brasilien in Höchenlagen von 300-3200m häufig vor.

Epidendrum secundum
Epidendrum secundum

Auf diesem Foto ist jedoch nur die Blüte zu sehen, die breiten, grünen Blätter dahinter gehören zur Stegolepis guianensis (dazu später etwas mehr).

Blätter der Epidendrum secundum
Blätter der Epidendrum secundum

Lustig fand ich die Centrari lichen (Flechten), wie kleine weiße Wichtel wuchsen sie am Boden, im Schatten größerer Pflanzen, wie in einem Märchenwald.

Gattung Centrari (Flechte)
Gattung Centrari (Flechte)

Der Weg ging teilweise über Wurzeln und gefallene Bäume, wenn es steil wurde konnte man sich aber auch gut an ihnen festhalten wofür ich sehr dankbar war.

Weg nach oben zum Roraima
Weg nach oben zum Roraima

Stegolepis guianensis (Rapateaceae) ist eine Pflanze, die auch oben auf dem Plateau regelmäßig vorkommt aber schon weiter unten zu sehen ist. (Wikipedia)

Stegolepis guianensis, Knospe
Stegolepis guianensis, Knospe


Stegolepis guianensis, Blüte
Stegolepis guianensis, Blüte

Das mittlere, jüngste Blatt wird von den Pemón herausgerissen und gegessen, es soll Energie geben. Essbar ist der weiße, etwas schleimige, aber gut schmeckende Teil des Blattes.

Eine wachsartige Blume ist mir nur in diesem grünen Aufstieg aufgefallen, Symbolanthus elisabethae (Gentianaceae = Enziangewächse). Leider hatten andere Wanderer teilweise die Blüten abgerissen, man fand sie auf dem Weg.


Symbolanthus elisabethae
Symbolanthus elisabethae
Symbolanthus elisabethae
Symbolanthus elisabethae

Ich erreichte die Wand, sie war sehr, sehr groß und schön.


Die Wand Roraima
Die Wand Roraima
Die Wand Roraima

Es wurde langsam etwas anstrengender, steiler. Dann die Sicht auf die „Lagrimas“. Dies ist ein gefährlicher Abschnitt, Lagrimas bedeutet Tränen.

Lagrimas Roraima
Die "Lagrimas", der Weg führt dicht an der Wand nach oben

Zum einen sind an dieser Stelle die meisten Unfälle vorgekommen, zum anderen stürzen direkt über dem Weg zwei Wasserfälle hinunter. Beim Aufstieg führten diese jedoch aufgrund von Trockenheit sehr wenig Wasser. Man muss sich dicht an der Wand halten, weicht man zu weit von der Wand ab, werden die Steine durch Algenbelag sehr rutschig. Es geht fast horizontal nach oben. Ich hing mit allen Vieren in diesem Aufstieg und musste bemerken, dass auch die großen Steine sehr lose liegen können, bei jedem Handgriff und Schritt muss man prüfen ob der gewählte Stein auch hält. Da ist Angst in mir hochgestiegen. Also ganz ruhig und konzentriert Schritt für Schritt weiter. Kurz fragte ich mich „Wie komme ich hier nur wieder runter? – Ok, das ist an einem anderen Tag!“.

Später erzählte uns der Guide dass dort ein 180kg Mann abgestürzt sei, man hätte den Hubschrauber angefordert, der dann jedoch auch abgestürzt sei und die Träger hätten den Verletzten dann nach Paraitepui tragen müssen.

Zu dieser Zeit wussten wir dass es nur einen einzigen Hubschrauber gibt, der eingesetzt werden kann, als wir uns an den Abstieg machten wurde uns erzählt, dieser sei aber in der Werkstatt um für Ostern bereit zu stehen. So eine Rettungsaktion ist zudem ungemein teuer.

Als dieser Abschnitt vorbei war, ging der Rest relativ leicht. Ich war noch nicht ganz oben angekommen, die Aussicht und die Neugierde auf die vielen Pflanzen hielten mich auf.

Blick auf den Kukenán
Blick auf den Kukenán

Dann die erste Drosera roraimae (Droseraceae = Sonnentaugewächse), ein für Roraima endemischer (nur dort vorkommender) Sonnentau.

Drosera roraimae
Drosera roraimae
Drosera roraimae
Drosera roraimae
Alte Pflanzen bilden in der Natur Stämme von abgestorbenen Blättern.

Ältere Pflanze Drosera roraimae

Eine an eine Heidelbeere erinnernde Pflanze (Ericaceae= Heidekrautgewächse), deren Namen ich bisher leider nicht herausgefunden habe.

Ericaceae
 Danach sah ich gleich die nächste, für Roraima typische fleischfressende Pflanze, Heliamphora nutans, mit Knospen, Blüten und Früchten. (Wikipedia)

Heliamphora nutans
Heliamphora nutans

Blüte und Knospen Heliamphora nutans
Blüte und Knospen Heliamphora nutans

Frucht im farbigen Kelch der Heliamphora nutans
Frucht im farbigen Kelch der Heliamphora nutans
Frucht der Heliamphora nutans
Frucht der Heliamphora nutans
Frucht der Heliamphora nutans
Frucht der Heliamphora nutans

Ich kam gar nicht mehr schnell voran, weil es so viel zu sehen gab. Dann ein weiteres Heidekrautgewächs:

Cyrilla racemiflora

Cyrilla racemiflora
Cyrilla racemiflora

Paepalanthus convexus
Paepalanthus convexus
Paepalanthus convexus

Es flatterten schwarze Schmetterlinge zwischen den Steinen und Pflanzen umher. Leider konnte ich kein Foto machen, sie waren zu schnell und bei dem Gelände nicht erreichbar. Es soll sich um Protopedaliodes kukenani (Papilionoidea -> Nymphalidae -> Satyrinae -> Satyrini) und P. ridouti handeln.
Eine Raupe fand ich jedoch, kann aber die Art nicht nennen.

Schmetterlingsraupe Roraima
Schmetterlingsraupe Roraima

Eine weitere Besonderheit, Utricularia quelchii, samtig rot blühend, einfach wunderschön. Auf Roraima soll eine weitere Art, Utricularia humboldtii wachsen (mit lila Blüte), aber ich konnte keine dieser Pflanzen finden. Auch diese Art ist carnivor und gehört zu den Wasserschläuchen (Lentibulariaceae). Sehr kleine Beutetiere werden in einer Saugfalle gefangen. Die Saugfalle besteht aus einer Fangblase, die durch das Berühren von Hährchen das Einsaugen mechanisch auslöst. Zuvor wurde in der Fangblase ein Unterdruck aufgebaut, der bei Auslösen das Beutetier in die Blase einsaugt. Enzyme die innerhalb der Fangblase durch Drüsen gebildet werden verdauen das gefangene Tier. Die Blüten ähneln denen der Orchideen.

Utricularia quelchii
Utricularia quelchii

Eine Orchidee Epidendrum ulei, blühte grüngelblich.
Epidendrum ulei
Epidendrum ulei
Epidendrum ulei
Epidendrum ulei

Epidendrum ulei Früchte
Epidendrum ulei Früchte
Conellia nutans
Conellia nutans
Conellia nutans ist von Conellia angustae dadurch zu unterscheiden, dass die Blüten stark gebogen angesetzt sind.
Conellia nutans
Conellia nutans


Kurz vor Erreichen des Plateaus Roraimas
Kurz vor Erreichen des Plateaus Roraimas
Plateau Roraima
Plateau Roraima
Plateau Roraima
Plateau Roraima

"Hotel"
"Hotel Uno"
"Hotels" auf Roraima sind lediglich Überhänge, die ein wenig vor Regen und Wind schützen. Die Gruppe, die zuerst das Plateau erreicht, kann sich die besten "Hotels" aussuchen. Dieses war schon von einer anderen Gruppe besetzt. Wir fanden im "Hotel Principal" eine kleine Nische um die Zelte aufzubauen und regen- und windgeschützt kochen zu können.

Octomeria grandifolia
Octomeria grandifolia
Bonnetia roraimae
Bonnetia roraimae (Büsche)
Bonnetia roraimae
Bonnetia roraimae

Mit einem Träger sind Rubén und ich zu den Jakuzzis gegangen. Die Jakuzzis sind vom Wasser ausgewaschene natürliche Badewannen. Der Weg dorthin führt über Quarzsande, die wie ein rosa gefärbter Fluss aussehen. Auf dem Grund der Jakuzzis und auf dem Weg liegen große hell gefärbte Quarzkristalle.
Quarzweg mit Bonnatia roraimae
Quarzweg mit Bonnatia roraimae
rosa Quarzweg
rosa Quarzweg
Quarzkristalle
Quarzkristalle

Jakuzzi
Jakuzzi
Jakuzzi
Jakuzzi
Jakuzzi
Jakuzzi

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