Samstag, 5. März 2016

Roter Ibis, Scharlachsichler - Eudocimus ruber - Corocoro rojo

Aktualisiert: 16.03.2016

Diesmal fuhr ich im Januar im Delta des Orinoco bis nach "Pedernales" bis zum Meer und dort, küstennah kommen die Roten Ibisse vor. Wenn sie in den grünen Mangroven sitzen ist das durch den Kontrast ein beeindruckend schönes Bild.

Rote Ibisse (Eudocimus ruber) in Mangrovenbäumen.

Wenn man mit dem Boot näher kommt, fliegen sie auf oder verstecken sich weiter weg vom Fluss in den Mangroven.

Auffliegen von Roten Ibissen (Eudocimus ruber) nach Störung.
Auffliegen von Roten Ibissen (Eudocimus ruber) nach Störung.
Obwohl der Rote Ibis so auffallend ist, und weit verbreitet in Venezuela vorkommt, erwähnt Alexander von Humboldt ihn nicht. Von Ernst Schäfer11 wurden diese Vögel als "fleischgewordene Tropenglut" bezeichnet.

Hier eine kleine Gruppe in Winamorena 2012.

Es folgt der Steckbrief:
Eudocimus ruber (Linnaeus, 1758)
Syn: Scolopax rubra Linnaeus, 17581,4
Stamm: Vertebrata (Wirbeltiere)
Klasse: Aves (Vögel)
Ordnung: Ciconiiformes (Schreitvögel)(1); Pelecaniformes (Ruderfüßer)(2),(3),(4) 
Familie: Threskiornithidae (Ibisse und Löffler)
Unterfamilie: Threskiornithinae (Ibisse)

Spanisch: Corocoro rojo3,2,7, Corocoro Colorado6,5, Ibis escarlata3
Englisch: Scarlet Ibis8,(2)
Deutsch: Roter Ibis, Scharlachsichler(1)
Portugiesisch: Guará4, íbis-escarlate, guará-vermelho, guará-rubro, guará-pitanga
Französisch: Ibis Rouge


Der hier schwarz aussehende Schnabel ist schmutzig vom Schlick.
Der hier schwarz aussehende Schnabel
kann auch vom dunklen Schlick beschmutzt sein
 (siehe Beschreibung des Schnabels während der Brutzeit).
Taxonomie:
Früher (z.B. bei Hancock et al. 1992)4 wurde der Weiße Ibis (Eudocimus albus) und der Rote Ibis (Eudocimus ruber (Linnaeus, 1758)) unter der Art "American White Ibis"4 Eudocimus ruber Linnaeus, 1758" genannt und jeweils als Unterarten Eudocimus ruber albus (Linnaeus) und Eudocimus ruber ruber (Linnaeus) geführt. Beide Unterarten werden inzwischen als jeweils eigene Art aufgefasst. Ernst Schäfer11 nennt die Arten Zwillingsarten und findet Unterschiede. Der Rote Ibis ernährt sich insbesondere in Küstennähe von karotinhaltigen Crustaceen (Krebstieren), während der Weiße Ibis einen schwächeren Muskelmagen besitzt und sich hauptsächlich von Schnecken ernährt. Die Nahrungsaufnahme des Roten Ibis ist das Eintauchen des Schnabels während schnellem Gehen und wippenden Bewegungen in Lagunen und flachen Gewässern gekennzeichnet, während der weiße Ibis Schilfbiotope bevorzugt. Jedoch sind Hybride zwischen diesen beiden Arten sind extrem selten.8
Verbreitung:(2)
Argentinien
Brasilien (Küste)6
Kolumbien (Norden und Osten)6
Franz. Guiana6
Guyana6
Suriname6
Trinidad 6 (häufig)8 und Tobago (selten)8
Venezuela: überall, außer im Bundestaate Amazonas,2,6 im südlichen Bolívar2,6 und der Insel Margarita6; brüten in Falcón, Apure8 und Delta Amacuro.6,10






Die Verbreitungskarten sind nach den Karten der roten Liste des IUCN entstanden.(2) Bei Restall9 ist das Binnenland von der Verbreitung an den Küsten getrennt, das gesamte Delta des Orinoco in der Ausdehnung des Bundeslandes "Delta Amacuro" wird einbezogen (was nach meiner Beobachtung nicht richtig ist) und die gesamte Küste, ohne Unterbrechung wird als Verbreitungsgebiet angegeben.

Habitat:
Der Rote Ibis kommt vorwiegend in Küstensümpfen und Lagunen, Mangroven und manchmal entlang Flüssen und Marschen in trockeneren, landeinwärts liegenden Gebieten [Llanos3] der tropischen Zonen vor.1 Mangroven, schlammige Mündungsgebiete von Flüssen, Abwasserteiche, tiedenabhängiges Watt, Binnenland, Reisfelder und bewässerte Kulturen werden bevorzugt.8
Das Habitat ähnelt dem Weißen Ibis (Eudocimus albus), dieser ist aber weniger häufiger als der Rote Ibis. Er kommt meist im Schwarm von 30 Individuen vor und  ist sehr häufig in den Watt- und Mangrovengebieten des Orinoco-Deltas.6
Morgens fliegen sie gemeinsam zu ihren Futterplätzen um abends zu ihren Rastplätzen und Brutplätzen zurückzukehren.3



Beschreibung:
Der Vogel ist 54-70 cm [56-61cm, 650g]5 [58cm]6 [56-68cm]4 groß, der gesamter Körper zinnoberrot [dunkles scharlachrot bis orangerosa]4 gefärbt mit schwarzen Enden an den äußeren Handschwingen.5,8 Die Gesichtshaut ist rot.5 Während der Brut ist der gesamte Schnabel schwarz gefärbt [variabel, teilweise ist nur der Ansatz schwarz]4, sonst rosarot. Die Beine und Füße sind rot5. Küstenvögel sind dunkler rot gefärbt als die Inlandvögel.5 Die Farbe der Vögel hängt von der Jahreszeit, dem Futter und der Genetik ab. Die nackte Haut der Beine, oberer Schnabel und Gesicht färben sich während der Brutzeit stärker rot, was auf die verstärkte Gefäßversorgung zurückzuführen ist. Männchen und Weibchen haben die gleiche Farbe, die Männchen sind ein wenig größer. Erkennbar ist es am stärksten an der Schnabellänge, die beim Männchen 1,24 x länger ist als beim Weibchen. Dieser Unterschied ist groß genug im die Geschlechter in Feldbeobachtungen unterscheiden zu können.4 Die Jungtiere sind dorsal braun gefärbt, der Kopf und Nacken weißlich und aderig braun5. Die ventrale Färbung ist weiß und wird mit der Zeit rosafarbener bis rot5. Jungtiere vom weißen Ibis (Eudocimus albus) sind schwer von Eudocimus ruber zu unterscheiden falls sie noch keine roten Federn haben.8

Stimme:
Meist ist der Vogel still, ansonsten kommt ein nasales urnk ähnlich des Weißen Ibis (Eudocimus albus) vor oder ein urnk, urnk, urnk.5,8 Die Laute des Vogels sind unterschiedlich hören sich aber meist wie eine Hupe an. Während des Fliegens und bei Störungen ertönt gemeinschaftlich ein "hunk-hunk-hunk". Nestlinge betteln mit einem schrillen "Zziu" um Futter. Der Trupp gibt oft bei der Futtersuche ein dumpfes "huu-huu-huu" von sich. In der Paarungszeit werden hupende und quietschende Geräusche von sich gegeben.4 Nach Ernst Schäfer unterscheiden sich die Lautäußerungen nicht von denen des Weißen Ibis und sind tief quarrend und quakend.11

Diese Tonaufnahme ist von einem in Gefangenschaft gehaltenen Tier in Caracas.


 
Bei dem folgenden Video (Dank an die McCaulay Library) kann man etwas besser, aber leider etwas leise, den hupenden Ton der Vögel hören. Zu sehen ist die Nahrungssuche in einem flachen, stillen Gewässer.


Nahrung:
Die Roten Ibisse ernähren sich von Mollusken (Schnecken und Muscheln), Crustaceen (Krebstiere) und Würmern, die sie im Watt fangen indem sie den Schnabel tief in den Schlamm versenken. Häufig versammeln sie sich in Gruppen um in großen Pfützen einen Kreis oder Pfeil zu bilden, den sie langsam schließen um so gemeinsam Nahrung zu fangen.2 In den Mägen von Roten Ibissen aus dem Binnenland wurden Asseln, Raupen, Dipteren, Spinnen und Würmer gefunden.11 Habitate mit Süßwasser werden bei der Nahrungssuche bevorzugt auch wenn die Brut in Gebieten mit Salz- oder Brackwasser stattfindet. Sind die Vögel auf Nahrung aus Salz- oder Brackwasser angewiesen ist der Bruterfolg geringer.4


Roter Ibis (Eudocimus ruber) in Pedernales auf Nahrungssuche.
Roter Ibis (Eudocimus ruber) in "Pedernales" auf Nahrungssuche.
  
Ganz tief in den Schlick versenkt der Rote Ibis (Eudocimus ruber) seinen Schnabel.
Ganz tief in den Schlick versenkt der Rote Ibis (Eudocimus ruber) seinen Schnabel
um Nahrung aufzunehmen.
 
Feinde:
Die Populationen an den Küsten sind von Fischern bedroht,10,3 welche die Eier, Küken8 und die Vögel fangen, um sie zu essen. Ein zunehmender Tourismus zerstört ihr Habitat.3 Auch die Federn werden geschätzt.11

Reproduktion:
Der Rote Ibis nistet häufig mit anderen Ibissen und Reihern.2,6,8 Ihre Nester bauen sie zwischen die Äste von am Fluss stehenden Bäumen oder Mangroven.3 Die Nester bestehen aus fragilen Plattformen, die sie aus Ästchen [2-12m hoch]5 in die dichten Mangroven gebaut werden.2 Sie legen 3-4 weiße, braun gesprenkelte Eier [2-4 die unterschiedlich hellgrau bis grünblau mit dunklen Flecken gefärbt sind ]2 [2-4 cremefarbene Eier die an der stumpfen Seite dunkle Punkte aufweisen]11 in das Nest, welche beide Eltern über drei Wochen lang brüten und aufziehen. Die Küken sind dorsal weißlich-braun und auf der Unterseite weiß gefärbt.3 Die Küken sind grau wenn sie schlüpfen. Der Kopf, Rücken und Flügel frisch geschlüpfter Küken ist mit grau bis dunkelschwarzen Daunen überzogen, der Kopf schwärzer, während der Rücken brauner gefärbt ist. Die Unterseite ist am Anfang nackt und wird später von weißen Federn bedeckt. Der Schlüpfling besitzt einen rosa Schnabel dessen Ende schwarz gefärbt ist und während des Aufwachsens grau wird. Nach 6 Tagen bekommt der Schnabel dunkle Ringe, meist 3. Auch die Haut färbt sich in den ersten 2 Tagen von rosa nach grau, die Iris ist braun. Nach 6 Wochen ist der Schnabel des Kükens grau gefärbt und färbt sich danach in den nächsten Wochen langsam wieder rosa. Das Küken braucht 2 Jahre um das Gewicht eines Altvogels zu erreichen.4 Jungvögel in Kleingefiedermauser wogen zwischen 600-700g, Altvögel 690-900g. Mit zwei Jahren werden die Vögel geschlechtsreif und sind erst dann rot gefärbt.11
Die wichtigsten Brutgebiete liegen in den Llanos, weniger häufig und in kleineren Gruppen brüten sie in den küstennahen Mangroven.3 Dort brüten 90% der in Venezuela vorkommenden Roten Ibisse.7 Die Brutsaison an der Küste ist vom Regen unabhängig zwischen April und November, in den Llanos regenabhängig zwischen Mai und September5 [Mai bis September/Oktober zu Beginn der Regenzeit].11

Sonstiges:
Jungvögel (einjährige und zweijährige Vögel) und Altvögel bilden meist unterschiedliche Gruppen die gemeinsam zu den Nahrungsplätzen fliegen. Der Rote Ibis ist ein vollendeter Flieger der bis zu 40 km/h schnell sein kann. Dabei wird schneller Flügelschlag von Gleiten abgewechselt, meist in V-förmiger Formation.  Beim Gleiten können große Höhen erreicht werden. Bei Störungen fliegt die gesamte Gruppe auf. Einzelne Vögel können akrobatische Flugmanöver durchführen. Besonders charakteristisch ist der freie Fall mit Landung auf dem Schlafplatz. Man hat in Süd-Florida versucht Eudocimus albus Eier von Eudocimus ruber unterzuschieben - erfolglos.1

!:
IUCN 2015-4(2): LC = Least Concern (nicht gefährdet), Libro Rojo de la Fauna Venezolana (2003)10: menor riesgo (geringe Gefährdung), CITES Anhang: II(5) Da die Art in benachbarten Ländern nicht so häufig ist und vorwiegend in Venezuela brütet (wichtige Brutgebiete an den Küsten von  Surinam und Guiana vorhanden)8 ist der Schutz des Roten Ibis in Venezuela wichtig. Die Populationen sind nicht so groß als dass sie große Verluste während der Reproduktionsphase verkraften könnten.7

Referenzen:
1American Ornithologists' Union (1983): Checklist of North American Birds; 7th Ed.; Allen Press Inc.; ISBN:1-891276-00-X, 829pp.  (S. 48) [en]
2Arp W. (1980): Alas de mi tierra y de mi alma, Monografia - Fundacion La Salle de Ciencias Naturales, ISBN 9788449940170 (S. 113, 180) [es]
3Gremone C. et. al. (1984?): Fauna de Venezuela - Vertebrados, Editorial Biosfera, ISBN 980-210-011-0 (S. 75) [es]
4Hancock J-A., Kushlan J.A., Kahl M.P.(1992) Storks, Ibises and Spoonbills of the world; Academic press; ISBN 0-12-322730-5 als Eudocimus ruber zusammen mit dem Weißen Ibis geführt (S. 146-156) [en]
5Hilty, S. L. (2003): Birds of Venezuela, 2nd. Ed., Princeton University Press; ISBN 0-691-09250-8 878p (S.51, No.2 (juv.), pl. 4 No 13 (adult) S. 219) [en]
6Meyer de Schauensee, Phelps (1978): A Guide to the Birds of Venezuela; Princeton University Press (vergriffen) (pl. 3 Fig. 1, S. 23) [en]
7Morales G. (1989): Las Aves Acuaticas del Alto Apure, Ediciones Corpoven, ISBN 980-259-251-X, 56pp (S. 6, 46, 48) [es]
8Restall R., Rodner C., Lentino M. (2006): Birds of Northern South America, An Identification Guide, Vol.1 Species Accounts, Helm Field Guides, London, ISBN 978-0-7136-7242-8, 880pp (S. 77) [en]
9Restall R., Rodner C., Lentino M. (2006): Birds of Northern South America, An Identification Guide, Vol. 2, Plates and Maps, Helm Field Guides, London, ISBN 978-0-7136-7243-5, 656pp (S. 64 Pl. 24) [en]
10Rodríguez, Rojas-Suárez (2003): Libro Rojo de la Fauna Venezuelana (2nda Ed.), PROVITA ISBN 980-04-4572-6, Fundación Polar ISBN 980-6397-61-4 (S. 264, 409) [es]
11Schäfer, Ernst (1999): Die Vogelwelt Venezuelas und ihrer ökologischen Bedingungen, Bd. 2, Wirtemberg Verlag; ISBN 3-922070-10-8 (S. 72) [de]
 
Web:
https://de.wikipedia.org/wiki/Scharlachsichler (1) [de]
http://www.iucnredlist.org/details/22697415/0 (2) [en]
http://www.itis.gov/servlet/SingleRpt/SingleRpt?search_topic=TSN&search_value=174931 (3) [en]
http://www.zoonomen.net/avtax/pele.html (4) [en]
https://cites.org/eng/node/21521 (5)  [en]

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