Dienstag, 3. Dezember 2013

Auf den Spuren Alexander von Humboldts in Berlin 14.11.-15.11.2013

Aktualisiert 03.12.2013

Eine Freundin aus dem Studium hat mich im November nach Berlin eingeladen, wir hatten uns über 20 Jahre nicht mehr getroffen.

Auf der Hinfahrt wollte ich das Haus in dem Alexander von Humboldt und sein Bruder Wilhelm aufgewachsen sind und in dem großen Park der darum herum existiert, die Grabstätte sehen. Ich habe es zwar gleich gefunden, aber alle Zugänge waren verschlossen. Führungen gibt es nur im Sommer und dann nur Montags, im Winter ist alles geschlossen, auch wenn der Park öffentlich sein soll. Aber es gab eine größere Baustelle und ich habe nach mehrfachen Suchen keinen Zugang zum Park gefunden. Vielleicht gab es ja doch einen, den ich nur nicht gefunden habe.

Also bin ich dann direkt von dort zu meiner Freundin nach Charlottenburg gefahren.

Am nächsten Tag sind wir in das Museum für Naturkunde (Invalidenstraße 43, 10115 Berlin; Di bis Fr: 9.30 - 18 Uhr; Sa, So und an Feiertagen: 10 - 18 Uhr; Mo geschlossen) gegangen. Wir beide sind Biologen und dadurch war der Besuch noch einmal ganz besonders. Das Gebäude wurde frisch renoviert und die Möglichkeiten die Ausstellungen zu erleben sind modern und vielfältig.

Naturkundemuseum Berlin

Man kann am Eingang ein Gerät mit Kopfhörern ausleihen, welches zu bestimmten Objekten die Erklärungen abgibt.


Kopf des Allosaurus fragilis, wer genau hinsieht, kann den Geifer fließen sehen



Am Eingang sind die Skelette der Dinosaurier aufgestellt. Um sich ein Bild vom lebenden Dinosaurier machen zu können, gibt es Monitore und Schalter über die man auf ein Skelett deuten kann und sich dieses dann auf dem Monitor zunächst mit Organen, dann mit Muskeln und Haut ergänzt und zum Schluss in Bewegung zu sehen ist.

Brachiosaurus brancai
Die größte Attraktion ist gleich nach den großen Dinosauriern, der Holotypus des Archaeopteryx.

Archaeopteryx lithographica Holotypus, Berlin


Archaeopteryx, Skelettnachbildung, Berlin
 Die Ausstellung "Evolution in Aktion" gibt einen Überblick über die Entstehung der Arten und deren Weiterentwicklung. Eindrucksvoll ist die große Biodiversitätswand.

Biodiversitätswand zur Ausstellung "Evolution in Aktion"



Detail Panthera onca, die schwarze Form des Jaguars,
mit noch durchscheinenden Flecken
An dem Detail des schwarzen Jaguars hat mich interessiert, dass die Flecken noch zu sehen waren, diese Flecken erinnerten mich an die "zu große schwarze Katze", die ich in Venezuela nachts auf der Straße vorbeilaufen gesehen habe. Der Jaguar ist aber zu groß um einen Hybrid mit der Hauskatze entstehen zu lassen. Das Fell der "zu großen schwarzen Katze" war aber ähnlich gefleckt, jedoch waren die Haare aufgestellt, der Schwanz kürzer und buschiger.

Es gab eine weiter Ausstellung über Präparationstechniken wie das Herstellen von Modellen, Ausstopfen von Tieren und Erstellen von Panoramen.


Katalog aus dem man die passenden Glasaugen
für präparierte Tiere auswählen kann


Modelle zur Darstellung von
morphologischen Details verschiedener Tiere


Darstellung von verschiedenen Baumhöhlennestern

Der Eichelhäher (Garrulus glandarius) füttert seine Jungen


Blauscheitelmotmot (Momotus momota), verbreitet
von Ost-Mexico, Zentralamerika, nördliches
und zentrales Südamerika, incl. Trinidad und Tobago

Die Modelle des Präparators Alfred Keller wurden vor, während und nach dem 2. Weltkrieg gebaut.

Modell der Stubenfliege Musca domestica in 50 facher
Vergrößerung von 1932
Modell einer Buckelzirkade (Familie Membracidae)
100fache Vergrößerung von Bocydium globulare aus Brasilien von 1953
In der Ausstellung kann man dazu einen alten Film ansehen, die die Arbeitsweise von Keller darstellt.



Neu war auch ein großer Raum mit den Nassproben, in der Regel in Formol eingelegte Tiere. Die Proben standen in einem großen Glasraum, der bis nach ganz oben reichte. Von innen waren sie angeleuchtet. Außen konnte man darum herum gehen.

 

Auf einem Regal weiter unten stand dann ein Fisch, der von Alexander von Humboldt in Bogotá (Kolumbien) gefangen und eingelegt war.
Original Formolprobe von Alexander von Humboldt
Eremophilus mutisii
Die Humboldtgesellschaft hat eine Sammlung von alten Stichen und Abbildungen ins Internet gestellt. Dort fand ich dann zu diesem Exemplar in Formol die entsprechende Abbildung.

Eremophilus mutisii

Bei Eremophilus mutisii (Capitán de la Sabana) handelt sich um einen Süßwasserfisch, der ein exzellenter Speisefisch sein soll. Bei fishbase sind zwei gute Fotos zu sehen, insgesamt scheint aber nicht viel über diesen Fisch bekannt zu sein, was auch den Status bei der IUCN anzeigt. Auf der englischen Wikipedia-Seite erfährt man noch, dass dieser Fisch einen Teil seines Magens für die Luftatmung verwendet. Diese Atmung wird nur in hypoxischem oder normoxischem (normaler Sauerstoffgehalt) Wasser genutzt, wobei der Fisch schnell an die Wasseroberfläche schwimmt und dort die verbrauchte Luft ausatmet. Diese Atmungart ist für ihn aber nicht unabdingbar. Er lebt bodennah (benthisch) und hat eine reduzierte Schwimmblase. Die Art ist in der Lage der Konkurrenz durch eingesetzte Karpfen und Forellen Stand zu halten.

Die Art gehört zu der Ordnung Siluriformes (= Welsartige) und der Familie Trichomycteridae (= Schmerlenwelse).
In Kulturen in Regenwassertanks hat man in Kolumbien feststellen können, das sich die Art hauptsächlich von Insektenlarven (Coleoptera = Käfer, Hemiptera = Schabelkerfen, Odonata = Libellen, Lumbriculidae = Familie der Wenigborster, Nematomorpha = Saitenwürmer)  ernährt, die im Süßwasser vorgefunden wurde.

Wir kamen noch an weiteren Sälen vorbei, die für die Besucher geschlossen waren, wo man aber über die Fenster in den Türen hineinsehen konnte. In einem dieser Säle standen die großen Schränke mit den Schubladen für die Insektensammlung. Wie gern hätte ich dort einmal hineinsehen wollen.

Ein weiterer Südamerikaner: Der große Ameisenbär Myrmecophaga tridactyla.
Auffallend war, dass in beiden Naturkundemuseen (Madrid und Berlin) der ausgestellte Ameisenbär relativ klein war. Ausgewachsen kann er eine Kopf-Rumpf-Länge von 100-140 cm haben, der buschige Schwanz ist dann nochmal bis zu 60-90cm lang.


Großer Ameisenbär - Myrmecophaga tridactyla, Berlin


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