Samstag, 21. März 2015

Große Frucht fressende Fledermaus - Artibeus lituratus - Murciélago Frugívoro Mayor, in Montalbán, Carabobo 25.01.2015

Aktualisiert: 21.03.2015

Am 24.01.2015 bin ich in Montalbán (Los Cerritos) die Straße entlang gelaufen, habe viele Fotos gemacht und war dann von einem bestimmten Baum fasziniert. Der war aber schon von Schlingpflanzen überwachsen die zum großen Teil vertrocknet waren. Als ich an diesen trocken Stöckern zog um die Äste und Blätter besser sehen zu können, flatterten plötzlich fünf Fledermäuse heraus und versteckten sich gleich im Nebenbaum. Dort habe ich geguckt, aber sie waren sehr gut versteckt und ich konnte sie nicht entdecken. Gegen Nachmittag habe ich beide Bäume nochmal aufgesucht und gesucht, konnte aber wieder keine Fledermäuse sehen. Dann am nächsten Tag habe ich es nochmal versucht und habe eine kleinen, dunklen, runden Schatten entdeckt. Mit der Kamera habe ich diesen Schatten mit Blitz fotografiert und sah beim Vergrößern der Aufnahme, dass ich wirklich zwei Fledermäuse fotografiert hatte. Und wirklich schöne Exemplare.



Aber wie identifizieren. Es gibt mehr als 150 Fledermausarten in Venezuela, davon 80 Arten der Blattnasen (Phyllostomidae)4. Aufgrund der zwei Streifen konnte ich sie zumindest auf die Unterfamilie Stenoderminae (33 Arten8) eingrenzen Nach Eisenberg2 haben nur diese Fledermäuse am Kopf zwei Streifen, aber nicht alle Stenoderminae zeigen die Streifen.



Bei der Suche nach Fotos von Fledermäusen der Unterfamilie Stenoderminae aus Venezuela habe ich die Art als Artibeus jamaicensis bezeichnet gefunden (privates Foto), aber die Website vom IUCN gibt eine Verbreitung der Art an, die Venezuela gar nicht umfasst. Es wird diskutiert, das Artibeus jamaicensis zu Artibeus planirostris gehört, dessen Verbreitung zwar auch Venezuela umfasst, allerdings nur den Süden (IUCN). Für Artibeus lituratus stimmt die Beschreibung bei Linares (1998) überein8. Allerdings war der Bestimmungsschlüssel nicht vollständig verwendbar, weil ich keine weiteren Daten wie z.B. Länge der Unterarme oder Behaarung der Füße erkennen konnte. Hilfreich sind die Fotos aus einem Paraguay-Handbuch (Internet)(1).  Dort kann man zum Vergleich auch Fotos von Artibeus planirostris (2) sehen und erkennt, dass die Streifen am Kopf hier nicht so deutlich sind wie bei Artibeus lituratus. Artibeus planirostris kommt in Venezuela auch nur südlich des Orinokos vor. 8.


Es folgt der Steckbrief:

Artibeus lituratus (Olfers, 1818)
Syn: Artibeus intermedius Allen, 1897(3)
Stamm: Vertebrata
Klasse: Mammalia (Säugetiere)
Ordnung: Chiroptera (Fledertiere)
Unterordnung: Microchiroptera (Fledermäuse)
Familie: Phyllostomidae (Blattnasen)
Unterfamilie: Stenodermatinae (Fruchtvampire)
Gattung: Artibeus (Eigentliche Fruchtvampire)

Unterarten (5):
Artibeus lituratus koopmani Wilson, 1991 (Mittelamerika)
Artibeus lituratus lituratus (Olfers, 1818)
Artibeus lituratus palmarum Allen and Chapman, 1897
Artibeus lituratus intermedius Allen, 1897 7
Untearten für Venezuela:8
Artibeus lituratus fallax (südlich des Orinoco und in seinem Delta; 0-380mHöhe)
Artibeus lituratus palmarum (Anden, Maracaibosee, Llanos, Zentralkordilleren, östliche Kordillieren, Gegend um Choro (sistema coriano), Delta des Orinoco und Isla Margarita, 0-2400m Höhe; jedoch ist die Differenzierung beider Unterarten im Delta des Orinoco aufgrund der Farbähnlichkeit schwierig)

Spanisch: Murciélago frugívoro Mayor8,9, Murciélago frutero grande(4)
Englisch: Great Fruit-eating Bat (2), (3)9
Deutsch: "Große Frucht fressende Fledermaus"10



Verbreitung(3):
Argentinien
Barbados
Belize
Bolivien
Brasilien
Kolombien
Costa Rica
Ekuador
El Salvador
Grenada
Guatemala
Honduras
Martinique
Mexico
Nicaragua
Panama
Peru
Saint Lucia
Saint Vincent & Grenadinen
Trinidad & Tobago
Venezuela


 
 
Habitat:
Die Art lebt in offenen oder dichten Wäldern in mittleren oder hohen Schichten, häufig oder auch nicht in der Nähe von Epiphyten und Bromelien, in Baumkronen, niedrigen und feuchten Zonen oder gemäßigten Bergregionen8. Sie halten sich tagsüber in dichten Laub, unter großen Palmwedeln und in großen Baumlöchern auf.8,12 Normalerweise findet man sie unter 500m über Meershöhe, aber gelegentlich auch bis über 2000m über Meereshöhe.2,9 Sie bewohnen halbimmergrüne, immergrüne, submontane und montane [Berg-] Wälder, selten in hochalpinen Wäldern. Sie sind häufig in Plantagen (Früchte) und  in bewaldeten Gegenden in der Nähe von Wohngebieten.8
Die "Große Frucht fressende Fledermaus" ist baumbewohnend, rastet in den Baumkronen und Ästen. Die Art dringt auch in Wohngebiete vor, sowie dort Rastmöglichkeiten vorhanden sind. Die Rastplätze sind 2,7m bis 28m hoch und befinden sich in Baumkronen oder Höhlen.11, (9)
Für die Art im Nationalpark Canaima werden folgende Habitate angegeben: Antropogen veränderte Gebiete, Laubwälder, Dornenwälder, Nebelwälder, Sumpfwälder und der immergrüne Regenwald.14

In diesem kleinen Baum rasteten sie.
Beschreibung:
Die große, fruchtfressende Fledermaus ist eine der größten Arten mit einer Körpergröße (Kopf bis Schwanzende) von  82-97 mm [Weibchen 91,1mm9, 91,07mm2; Männchen 88,8mm9, 88,32mm2] und einem Gewicht von 59,2-76,0g8 [54-74g9] [ca. 75g12][Weibchen 67,7g9, 67,73g2 Männchen 64,5g9, 64,50g2].
Der Rücken ist zimtbraun [dunkel- bis hellbraun, ohne helle Linie9] gefärbt wobei die Basis der Haare hell oder weiß gefärbt sind. Das Fell ist kurz und dicht und reicht bis zu den Armen und Beinen8. Die Farbe ist schokoladenbraun, bei einigen Individuen auch gräulich, kann je nach Region variieren. 12
Der Kopf ist etwas heller gefärbt als der Körper8, das Gesicht zeigt zwei markante Gesichtslinien8,9. Das Nasenblatt ist typisch für die Art; 10,5mm lang, 8 mm breit.9
Die Ohren sind mittelgroß mit abgerundeten Spitzen, hellbraun. Der Tragus (kleines Hautgebilde welches basal an der Ohröffnung liegt) ist verlängert, das Ohrläppchen laterobasal (seitlich an der Basis) unten rechteckig und am seitlichen Rand unregelmäßig geformt, [Tragus groß, die Spitze9] gelblich gefärbt8.
Unterarm bis zu 3/4 vom Grund her fein behaart8; Unterarmlänge 68,75mm9.
Die Flugmembranen sind dunkelbraun.8 Die Flügel vereinigen sich in der Mitte der Füße; die Schwanzflughaut (Uropatagium) mittelgroß, dorsal stark behaart, Rand sehr frei.8
Keinen Schwanz.9
Füße kurzbehaart. Calacar (Dorn am Fußgelenk) kürzer [7 mm9]als Fuß und Schienbein (Tibia).8
Die Bauchseite (ventral) ist gleichmäßig blassbraun [heller als dorsal9] gefärbt.8

Leuzismus kommt bei Artibeus lituratus vor und kann zu einer abweichenden Farbgebung führen.3  Leuzismus ist eine Mutation, wobei das Fell weiß und die Haut rosa ist weil die Haut keine farbstoffbildende Zellen enthält.

Nahrung:
Frucht- und insektenfressend14 (frugivor und insectivor), meist Früchte (Crescentia [Gattung der Bigoniaceae = Trompetenbaumgewächse], Ochroma [Balsabaumgewächs], Ceiba [Gattung der Wollbaumgewächse = Bombacoideae]und Manilkara [F. Sapotaceae] und in kleineren Anteilen Insekten.8
Fruchtfressend (frugivor)(9): Früchte vom Färbermaulbeerbaum (Maclura tinctoria, Moraceae)*11 , Früchte von Calophyllum brasiliense*11
(Acosta L. & Aguanta F., 2006)1:
Früchte von Brosimum lactescens*, Papaya (Carica papaya)*, Ameisenbäume (Cecropia palmata, Trompetenbaum (Cecropia peltata)*, Cecropia concolor, Cecropia distachya*,Cecropia fisifolia*, Cecropia hololeuca, Cecropia membranacea*, Cecropia obtusa, Cecropia obtusifolia, Cecropia pachystachya), Japanische Wollmispel (Erybothrya japonica), Surinamkirsche (Eugenia uniflora)*, Ficus involuta (jetzt Ficus obtusifolia)*, Ficus radula (jetzt Ficus maxima)*, Bananen (Musa paradisiaca)*, Myrciaria jabotivaba, Pfirsich (Prunus persica), Solanum spp.*, Spondias spp.*,
Rosenapfel (Syzygium jambos)*, Katappenbaum (Terminalia catappa)*.
Ficus nymphaeifolia*(6), Piper bartlingianum* (7), Cecropia latiloba* (8), Philodendron* sp. 6
* Pflanze kommt auch in Venezuela vor

Feinde:
Es ist bekannt, dass Artibeus lituratus Vögeln, wie z.B. Eulen zum Opfer werden kann.(9)

Reproduktion:
Die reproduktive Charakteristik der Weibchen zeigt darauf hin, dass sie vorwiegend während der Regenzeit aktiv sind. Trächtigkeit kommt am Ende der Trockenperiode vor und Geburt in der Regenzeit. Die meisten Individuen, die nach dieser Saison gefangen wurden, meist bei den Weibchen waren sexuell unreif. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, das eine saisonale Monoöstrie [einmal pro Brutsaison] für diese Art gegeben ist, auch wenn die erwachsenen Männchen das ganze Jahr über fruchtbar sind (was für Polyöstrie [mehrfach im Jahr] sprechen könnte). Saisonale Polyöstrie ist möglich. Es gab jedoch keine Hinweise, dass die Weibchen mehr als eine Schwangerschaft im Jahr hatten.16
Die Monoöstrie scheint für die nördliche Verbreitung gegeben, im Süden ist die Art eher diöst. 1-2 Junge werden geboren.(9) Linares8 gibt an dass die Art sich das ganze Jahr über fortpflanzt.
Der Fortpflanzungszyklus variiert je nach Region; in Brasilien zeigt sich eine bimodale Polyöstrie (zweimal im Jahr)  mit einem  Höhepunkt im Februar bis März und einem zweiten im Oktober bis November.12



Eine Woche später im gleichen Unterschlupf waren es dann Drei.

Sonstiges:
Die Art ist nachtaktiv, fliegt in Wäldern, lebt in Gruppen [bis zu 25 Tieren2].8
In Mérida wurde ein Jahr lang beobachtet wie Rastplätze von A. lituratus in Palmen (Washingtonia sp.) in einem Wohngebiet genutzt wurden. Die Verteilung in den Gruppen von Männchen und Weibchen waren über den Zeitraum sehr unterschiedlich, wobei die Gruppengröße von 2 bis 14 Individuen schwankte.10
Es gibt zeltbauende Fledermäuse (z.B. Uroderma bilobatum*, U. magnirostum*, Artibeus anderseni, A. glaucus*, A. gnomus, A. phaeotis, A. toltecus, A. watsoni). Sie nagen einen Teil von Bananenblättern oder anderen großblättrigen Pflanzen (z.B. Heliconia, Palmen) so an, dass diese zusammenklappen. Unter diesen "Zelten" rasten sie den Tag über.15
* Art kommt auch in Venezuela vor
A. lituratus wurde bei der Nutzung von "Zelten" beobachtet, wobei nicht klar wurde, ob A. lituratus "Zelte" von anderen zeltbauenden Fledermäusen nutzte oder auch selbst baute. Das Nutzen von Zelten wurde beobachtet, das Bauen eines "Zeltes" von A. lituratus jedoch nicht.5
!:
IUCN 2008: LC = Least Concern (nicht gefährdet)(3), Libro Rojo de la Fauna Venezolana (2003)13: Nicht enthalten, 2008: nicht enthalten, 2011: nicht enthalten.
Die Art ist in Venezuela häufig8,9 und weit verbreitet, die Populationen stabil.8

Referenzen:
1 Acosta L. & Aguanta F. (2006): Un nuevo aporte en el conociemiento de la dieta de los murciélagos frigívoros Artibeus lituratus y A. jamaicensis; Kempffiana 2(1):127-133. [es]
2 Eisenberg J. F. (1989): Mammals of the Neotropics: Panama, Colombia, Venezuela, Guyana, Surinam, French Guiana; The University of Chicago Press; ISBN 0-226-19540-6 (paperback) (S. 173) [en]
3 Garcia-Morales R., Rojas-Martínez A.E., Ávila Gómez E.S. & Moreno C.E.(2013): Leucism in the giant fruit-eating bat (Artibeus lituratus Olfers, 1818) in the state of Hidalgo, Mexico; Chiropt. Neotrop, 19(2): 1212-1215. [en]
4 Gremone C. et. al. (1984?): Fauna de Venezuela - Vertebrados, Editorial Biosfera, ISBN 980-210-011-0 (S. 31) [es]
5 Hernandez-Mijangos L.A. & Medellin R.A. (2013): Use of tents by the Big Fruit-Eating Bat Artibeus lituratus (Chiroptera: Phyllostomidae) in Chiapas, Mexico; Southwestern Naturalist 58(1):107-109. [en]
6 Horsley T. (2014): The ecological importance of Artibeus and other frugivorous bats within the Iwokrama Forest in Guyana, South America: An Inventory of dispersed seeds; Thesis Master of Science at Angelo State Univ. [en]
7 Larsen P.A., Marchán-Rivadeneira M.R., Baker R.J. (2010): Taxonomic status of Andersen’s fruit-eating bat (Artibeus jamaicensis aequatorialis) and revised classification of Artibeus (Chiroptera: Phyllostomidae); Zootaxa 2648: 45-60. [en]
8 Linares O. J. (1998): Mamíferos de Venezuela, Sociedad Conservacionista Audubon de Venezuela, ISBN980-6326-16-4 (S. 472) [es]
9 Lord R. (1999): Mamíferos silvestres de Venezuela, Armitano Ed. C.A., ISBN 980-216-173-x (S. 151) [es]
10 Muñoz-Romo M., Herrera E.A., Kunz T.H. (2008): Roosting behavior and group stability of the big fruit-eating bat Artibeus lituratus (Chroptera: Phyllostomidae); Mammal. Biol. 73:214-221. [en, Zusammenfassung in de]
11 Oprea M., Brito D., Bernardi Vierira T., Mendes P. Ramira Lopes S. (2007): A note on the diet and foraging behavior of Artibeus lituratus (Chiroptera, Phyllostomidae) in an urban park in southeastern Brazil; Biota Neotropica 7(2):1-4. [en].
12 Reis N.R., Peracchi A.L., Pedro W.A., Lima I.P. (eds.) (2007): Morcegos do Brasil; ISBN 9778-85-906395-1-0, 253pp. (S. 111-112) [pt]
13 Rodríguez, Rojas-Suárez (2003): Libro Rojo de la Fauna Venezuelana (2nda Ed.), PROVITA ISBN 980-04-4572-6, Fundación Polar ISBN 980-6397-61-4 (S. -) [es]
14 Señaris J.C., Lew D., Lasso C. (Eds.)(2009): Biodiversidad del Parque National Canaima, Fundación La Salle de Ciencias Naturales, Caracas, ISBN 978-980-7990-07-0
(Annex 5) [es]
15 Timm, R. M. (1987): Tent construction by bats of the genera Artibeus and Uroderma;  in Studies in Neotropical Mammalogy: Essays in honor of Philip Hershkovitz (B. D. Patterson and R. M. Timm, eds.). Fieldiana: Zoology (New Series) 39:187–212. [en]
16 Duarte A.P.G. & Talamoni S.A. (2010): Reproduction of the large fruit-eating bat Artibeus lituratus (Chiroptera: Phyllostomidae) in a Brazilian Atlantic forest area; Mammalian Biology 75(4):320-325. [en]
Web:
http://www.faunaparaguay.com/artibeuslituratus.html (1) [es]
http://www.faunaparaguay.com/artibeusplanirostris.html (2) [es]
http://www.iucnredlist.org/details/2136/0 (3) [en]
http://murcielagosdebolivia.com/archives/1109 (4) [es]
http://www.itis.gov/servlet/SingleRpt/SingleRpt?search_topic=TSN&search_value=631840 (5) [en]
http://www.ars-grin.gov/~sbmljw/cgi-bin/taxon.pl?16915 (6) [en]
http://www.catalogueoflife.org/annual-checklist/2014/details/species/id/16848618 (7) [en]
http://eol.org/pages/5719399/data#11485369 (8) [en]
http://animaldiversity.org/accounts/Artibeus_lituratus/ (9) [en]


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