Montag, 24. Februar 2014

Canaima (1/3) - auf dem Weg zum Salto Angel - Organisation und Warnungen 17.02.2014- 19.02.2014

Aktualisiert: 24.02.2014

Freunde aus Deutschland haben die Reise zum Salto Angel geplant und so haben wir für diese Reise eine Gruppe von vier Personen gebildet.

Viele Jahre wollte ich schon zum höchsten Wasserfall der Welt, dem Salto Angel. Es gibt viele Anbieter für diese Reise, allerdings haben viele einen schlechten Ruf. Viele Veranstalter haben Websites, die über die Modalitäten informieren, aber vor Ort kann von dem Versprochenem erheblich abgewichen werden. Uns ist das passiert (siehe unter "Warnung" weiter unten).

In diesem Artikel will ich über die organisatorischen Dinge schreiben. Während der Tour waren wir in unseren Gefühlen zwischen wütend (aufgrund der Unterkünfte und der Organisation) und dem guten Gefühl die umwerfende Natur zu genießen, gespalten. Über die Fahrt und die Natur werde ich in einem oder mehreren weiteren Artikeln schreiben ohne mich in den negativen Erlebnissen zu verlieren. Diese werden hier, insbesondere unter  der Überschrift Warnung, abgehandelt.



Ich habe vorher die Hälfte des zunächst abgemachten Preises auf das Konto der Agentur in Venezuela überwiesen, bei der Bank bar eingezahlt. Den Rest habe ich dann bar direkt am Flughafen vor Abflug nach Canaima an den Repräsentanten der Agentur bezahlt.

Es ist aufwändig zum Salto Angel zu kommen. Zunächst muss man mit einem kleinen Flugzeug bis Canaima fliegen. Dort hat man die Gelegenheit mehrere Wasserfälle, die die Lagune füllen, zu besuchen. Danach geht es mit einem kleinen Kanu aus Holz ("Curiara" von den Pemón genannt) einige Stunden bis zum Fuß des Salto Angel.

Jetzt im Februar ist noch Trockenzeit und damit verbunden gibt es Vor- und Nachteile. Der Nachteil ist, dass alle Wasserfälle, incl. der Salto Angel wenig Wasser führen. Der Vorteil ist, dass es weniger regnet und die Sicht auf alle Wasserfälle besser ist, man in Ruhe im Trockenem fotografieren kann. In der Regenzeit kann der Salto Angel sehr imposant mit viel Wasser den Tepui hinunter stürzen, aber man hat das Risiko, dass der gesamte Wasserfall in den Wolken verschwindet.

Jetzt in der Trockenzeit führen die Flüsse, die man bis zum Salto Angel befahren muss, sehr wenig Wasser. Man muss ab und zu ins Wasser aussteigen, ggf. helfen das Boot über kleine, sehr flache Abschnitte schieben. Da die Boote klein sind, wird man permanent nass. Ich empfand diesen Umstand eher als Abenteuer als dass es mich groß gestört hätte. Die Fahrt mit dem Boot kann in der Regenzeit drei Stunden dauern, wir waren in der Trockenzeit neun Stunden unterwegs, davon verbrachten wir zwei Stunden am Flussufer, da der Motor auf Steine gestoßen war und dabei kaputt gegangen ist.


Reiseanbieter zum Salto Angel

Es gibt sehr viele Anbieter für die Reise zum Salto Angel. Leider ist es sehr schwer herauszufinden welche Veranstalter vertrauenswürdig sind. Meist sind die Agenturen, die die Reise verkaufen nicht dieselben Firmen, die vor Ort die Unterkunft stellen und die Bootstouren veranstalten. Es kann auch sein, das weitere Personen von anderen Anbietern mit in das Boot gesetzt werden.

Die Preise sind nicht sehr unterschiedlich, können aber in kurzer Zeit erheblich ansteigen. So haben wir im Dezember reserviert und der Preis stieg bis Februar um 50%. Ich habe später herausgefunden, dass dies bei allen Veranstaltern der Fall war. Die Inflationsrate in Venezuela beträgt ca. 20-25% pro Monat. Im Preis für drei Tage/zwei Nächte sollte mindestens enthalten sein: der Flug, die Unterkunft incl. das Essen, eine Exkursion zu den Wasserfällen der Lagune, die Bootsfahrt zum Salto Angel.
Es gibt verschiedene Pakete
4 Tage/3 Nächte
3 Tage/2 Nächte
2 Tage/1 Nacht
kompletter Tag

Wir buchten 3 Tage/2 Nächte mit der Exkursion zum Salto Angel.

Vom Essen sollte man nicht zu viel erwarten. Alles muss per Flugzeug nach Canaima geflogen werden und per Boot dann bis zur Unterkunft vor dem Salto Angel. Bei uns gab es sehr große Portionen, viel Fleisch, Spagetti oder Reis dazu mit etwas frischen Tomaten und Gurke oder einem einfachen Salat, alles einfach gekocht, nichts Besonderes. Zum Trinken: Wasser, Limonade oder mit Wasser aufgelöstes "Tang" (Beutel + Wasser = künstlicher Saft). Nachtisch gab es nicht.

Warnung

Unsere Tour haben wir mit Eco-Adventures gebucht. D.h. der Bruder des Freundes mit dem ich zum Salto Angel gefahren bin, hat den Anbieter ausgesucht, in der Annahme es würde sich um ein seriöses Unternehmen handeln. Deren Website beschreibt die Touren und ist seit 2007 unter www.adventurevenezuela.com im Internet präsent. Die Familie des Freundes lebt in Ciudad Bolivar, wo viele Anbieter ihren Sitz haben. Der Vertreter von Eco-Adventures heißt Ruben Alberto Salazar (ecoadventurebess@hotmail.com).

Nachdem ich die Anzahlung geleistet habe, die mir per E-Mail von Ruben bestätigt bekam, antwortete er nicht mehr auf Fragen meinerseits. Ich habe dann den Veranstalter im Internet gesucht, dessen Angebot gelesen und in den verschiedensten Foren positive oder negative Berichte gesucht, aber gar nichts gefunden. Inzwischen habe ich aber unter dem Namen von Ruben Salazar einige ähnliche Erfahrungen im Internet gefunden.*
Im Januar erfuhr ich von meinen Freunden, dass der Preis sich um 50% erhöht hätte (ursprünglich 8000 BsF., dann 12.000 BsF.)
Dann traf ich bei INPARQUES jemanden, der in Canaima gearbeitet hatte und mir erzählte, dass es zwei Unterkünfte dort gäbe, die sehr schlecht seien: "Wey Tepuy" und "Tiuna Tours" und wir sollten versuchen irgendwie zu vermeiden dort zu landen.
Als ich meine Freunde in Ciudad Bolivar traf, also kurz vor der Reise, sagte man mir, wir würden in "Wey Tepuy" unterkommen. Auf der Website von Eco-Adventures wird ausdrücklich von der Unterkunft "Churun Vena" gesprochen, die für die Reise vorgesehen ist. Aber auch über diese Unterkunft fand ich nichts, ob sie existiert?
Auf dieser Seite findet man eine Karte mit den einzelnen Unterkünften in Canaima, "Churun Vena" ist nicht darunter.

Die folgenden Bilder zeigen das Zimmer und das Bad in "Wey Tepuy":







Es wurde uns versprochen dass der Führer zweisprachig sei, da eine Person unserer Gruppe nicht so gut Spanisch sprach, auch dies war nicht der Fall. So mussten wir übersetzen.

Zur Fahrt zum Salto Angel konnten wir aufgrund der Trockenheit nur einen kleinen Rucksack für zwei Personen mitnehmen. Für die Fahrt waren wir so gekleidet, dass wir nass werden konnten und hatten feste Schuhe an, da man ab und zu aus dem Boot steigen musste um es durch flaches Wasser zu schieben (das war abenteuerlich und hat mich nicht gestört). Zu unserer Gruppe mit vier Personen wurden vier ältere Rentner (mit Laufproblemen) und zwei weitere Personen aus einer anderen Unterkunft für die Fahrt zusammengebracht. Das Boot war etwas größer, für 14 Personen ausgelegt und wir fuhren mit 10 Gästen, 2 Mann Besatzung und dem Führer, also mit 13 Personen zum Salto Angel. Und das war auch das Problem, das Boot war so groß und schwer, dass wir sehr langsam vorwärtskamen und regelmäßig auf den Steinen aufsetzten. Für die Mannschaft war es schwierig uns über die flachen Stellen zu bringen. Die Damen der Rentnergruppe blieben im Boot sitzen, da es für sie schwer gewesen wäre über die Steine am Flussufer zu klettern. Andere Gruppen fuhren in leichteren Booten mit nur 6 Passagieren und der Besatzung an uns vorbei. Nach ca. einer Stunde setzte der Motor unseres Bootes auf einen Stein und war kaputt. Wir warteten zwei Stunden am Flussufer, bis sie mit dem reparierten Motor zurückkamen. Auf Wunsch der Rentner fuhren wir erst um 9 Uhr zum Salto Angel und kamen mit all diesen Problemen erst um 6 Uhr abends dort an. Der Wasserfall lag in der Dämmerung im Schatten.


Die folgenden Bilder zeigen die Unterkunft vor dem Salto Angel, ein Steg sollte dort hinführen. Aber der war zerbrochen und so gingen wir daneben einen Pfad entlang. Die Churuata (Pfahlbau fast ohne Wände, aber mit Dach) liegt weiter hinten auf der Isla Ratón, man hat keinen direkten Blick auf den Salto Angel. Es gibt andere Churuatas dort, die einen direkten Blick auf den Salto Angel haben und deren Boden mit Kieseln ausgelegt ist, die verhindern, dass man mit dreckigen Füßen in die Hängematte muss. Bei uns war das nicht der Fall. Obwohl in der Website angekündigt, waren die Hängematten ohne Moskitonetze. Es gab in unserer Unterkunft nur Kerzen und keine Elektrizität, so wie es in den anderen Unterkünften der Fall war. Es war nur eine Kerze in der Männertoilette, so haben alle diesen Raum benutzt. Als ich die Damentoilette aufsuchte, hatte diese Toilette einen Deckel, aber war sie mit altem Durchfall gefüllt. Nun wusste ich warum dort keine Kerze stand. Eine Tonne mit faulendem Wasser stand neben den Toiletten, aber der Wasserstand war extrem tief. Die Gruppe der Rentner haben die Tonne nicht gesehen und so mussten ihre Nachfolger "spülen". Eine Dusche schien in Planung (siehe Fotos unten), ich war froh die Gelegenheit mich im Fluss zu waschen genutzt zu haben.

Schlafen in Hängematten OHNE Moskitonetz


Tonne mit faulendem Wasser für die Toiletten


Dusche in Planung?

Zustand des Männerklos

Zustand des Waschbeckens in der Männertoilette

Kakerlake an der Wand der Toilette
Auf der Rückfahrt fiel mir auf, dass wir uns eine Wanderung durch die trockene Savanne hätten sparen können, es wäre auch schneller mit dem Boot gegangen, auch hier haben wir Zeit verloren.
An die Wanderung zum Fuß des Salto Angels war aufgrund der einsetzenden Dunkelheit nicht mehr zu denken.
Da die Rentner am nächsten Tag um 10 Uhr am Flughafen sein mussten, mussten wir um 5 Uhr aufstehen, sahen den Salto Angel wieder nur bei Dämmerung und hatten auch hier keine Chance die Wanderung zu seinem Fuß zu unternehmen. Wir fragten, ob wir vier mit einem anderen Boot einer anderen Gruppe später zurückfahren könnten, aber das wurde abgelehnt. Unser Flug ging erst Nachmittags und so hatten wir die drei Stunden, die uns am Salto Angel fehlen dann in Canaima.

Dort angekommen wurde unseren zwei Gruppen (jeweils vier Personen) zwei Zimmer zum Umziehen gegeben. Die Rentner, die ja schneller los mussten, haben beide Zimmer für eine Stunde belegt. Um aus den nassen Klamotten zu kommen, haben wir uns in dem Raum für die Aufbewahrung des Gepäcks im Dunkeln (Lampe kaputt) umgezogen. Ich musste auf die Toilette, aber auch nach einer halben Stunden waren die Zimmer noch von den Rentnern belegt, als diese fertig waren, wurde das Frühstück serviert. Danach lief ich wieder zu den zwei Zimmern. Beim ersten war die Tür offen und es stank erbärmlich, die Toilette war bis zum Sitz mit Fäkalien bespritzt, das andere Zimmer war abgeschlossen. Ich fragte einen der Rentner, nach dem Schlüssel, er sagte, das Zimmer sei offen. Nachdem ich wieder vor der gleichen verschlossenen Tür stand, kamen mir fast die Tränen. Jemand sagte mir, in einer Ecke sei wohl die Unterkunft der Mitarbeiter, dort gäbe es vielleicht eine Toilette. Die fand ich aber es gab kein Papier; also Servietten gesucht und gefunden. Danach gab es kein Wasser. Ich suchte einen Mitarbeiter um ihn um das Wasser für die Toilette zu bitten. Er sagte dann, er würde sich darum kümmern. Nach eineinhalb Stunden wurde auch uns ein Zimmer zum Umziehen gegeben. Da fragt man sich, warum wir das Zimmer nicht gleich haben benutzen können.
Später sagte mir jemand aus meiner Gruppe, dass diese beschmierte Toilette schon am Vortag so ausgesehen hätte.

Ich bin keine Prinzessin und brauche keinen Luxus, ich habe kein Problem damit, abseits im Wald zu pinkeln, mich im Fluss zu waschen, habe kein Problem damit in Hängematten zu schlafen oder in den Fluss zu steigen um das Boot voran zu schieben oder über Steine am Ufer zu klettern, aber ekelhafte Verhältnisse an einem Ort, wo es möglich ist, sauber zu machen sind unakzeptabel.

Genauso unakzeptabel ist es, das wir in der Trockenzeit so spät zum Salto Angel fuhren, dass wir ihn fast nicht mehr sehen konnten und die Wanderung, derentwegen wir ja dort hingeflogen sind, nicht mehr machen konnten. Für den kaputten Motor kann niemand was, aber wären wir um fünf Uhr losgefahren, mit weniger Leuten unterwegs gewesen und hätten uns die Wanderung durch die Savanne gespart, wäre noch alles möglich gewesen. Die Besatzung des Bootes hat alles gegeben, sehr engagiert und erfahren, an denen lag es nicht.

Ich rate dringend von Wey Tepuy und dem Veranstalter Eco Adventures ab.

Und nun Schluss mit den negativen Erlebnissen, in einem weiteren Artikel werde ich die umwerfende Natur beschreiben.

Referenzen:

http://backdoorpath.com/the-highest-waterfall-on-the-earth/
http://www.losviajeros.com/foros.php?t=13466

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